Verhaltenstherapie

„Mit Verhaltenstherapie (VT) wird ein ganzes Spektrum von Formen der Psychotherapie bezeichnet. Allen Formen ist gemeinsam, dass die Hilfe zur Selbsthilfe für den Patienten im Mittelpunkt steht, ihm nach Einsicht in Ursachen und Entstehungsgeschichte seiner Probleme Methoden an die Hand gegeben werden, mit denen er zukünftig besser zurechtkommt.“

 

Wikipedia beschreibt mit dieser sehr allgemeinen, aber dennoch treffenden, Definition sehr gut was unter Verhaltenstherapie zu verstehen ist. Schaut man genauer hin, gibt es in der Verhaltenstherapie eine Vielzahl an spezifischen Verfahren und Techniken, welche eng mit der wissenschaftlichen Psychologie verknüpft sind und laufend weiterentwickelt werden. Exemplarisch seien die wichtigsten klassischen Interventionen kurz genannt:

  • Konfrontationsverfahren – Bei Konfrontations- bzw. Expositionsverfahren werden Patienten angeleitet, sich vormals vermiedenen aversiven Situationen auszusetzen, um so korrigierende Erfahrungen machen zu können.
  • Operante Verfahren – Operante Verfahren beeinflussen Verhalten durch gezielte Manipulation der nachfolgenden Konsequenzen.
  • Modelllernen – Lernen durch Beobachten, dient z.B. zum Aufbau von Verhaltenskompetenzen.

Etwa Mitte der 60’ger Jahre des letzten Jahrhunderts  kam es zur ersten großen Erweiterung durch die Entwicklung und Ergänzung der Verhaltenstherapie mit Kognitive Verfahren. Diese stellten die Einstellungen, Gedanken, Bewertungen und Überzeugungen des Menschen in den Mittelpunkt der Behandlung. Schon Epikur, ein griechischer Philosoph, hat diesen Punkt treffend beschrieben: „Nicht die Dinge beunruhigen die Menschen, sondern die Meinungen und Urteile über die Dinge“. Mithilfe kognitiver Interventionen werden ungünstige Informationsverarbeitungsstile verändert. Die zwei wichtigsten Einflüsse waren:

  • Rational-Emotive-Verhaltenstherapie (REVT) – Irrationale Bewertungen gelten als Ursache für die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen. Grundlage der Therapie ist das ABC-Modell und die daran ansetzende Entwicklung alternativer Bewertungen.
  • Kognitive Therapie nach Beck – Negative Schemata (Grundannahmen) steuern das Denken und sind Ursache für die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen. Durch geleitetes Entdecken und sokratischen Dialog werden typische Denkverzerrungen aufgedeckt und positiv beeinflusst.

Die Weiterentwicklung dieser Ansätze ist in den letzten Jahren rasant von statten gegangen. Man spricht aktuell von der „dritten Welle“ der Verhaltenstherapie. Diese modernen therapeutischen Strömungen empfinde ich für meine Arbeit mit Klienten sowie auch persönlich als äußerst befruchtend. Besonders achtsamkeitsbasierte Techniken lassen sich sehr gut mit klassisch-verhaltenstherapeutischen Ansätzen kombinieren. Nach Bedarf und Indikation werden Elemente dieser Verfahren von mir in die aktuellen Behandlungen integriert. Bei den wichtigsten neueren Verfahren handelt es sich um:

  • Mindfullness-based Stress Reduction (MBSR) – ist ein von dem Molekularbiologen Jon Kabat-Zinn in den späten 1970er Jahren in den USA entwickeltes Programm zur Stressbewältigung durch gezielte Lenkung von Aufmerksamkeit und durch Entwicklung, Einübung und Stabilisierung erweiterter Achtsamkeit. Aktuelle Weiterentwicklungen sind MBCT für Depressionen oder MBRP für Suchterkrankungen.
  • Akzeptanz und Commitment Therapie (ACT) – ist eine von Hayes Ende der 90’ger Jahre entwickelte Therapie bei der klassische verhaltenstherapeutische Techniken mit achtsamkeits- und akzeptanzbasierten Strategien und mit Interventionen zur Werteklärung kombiniert werden.
  • Dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) – ist ein von der amerikanischen Psychologin Marsha M. Linehan in den 1980er Jahren entwickeltes Behandlungskonzept zur Behandlung von Patienten mit starken Spannungszuständen, z.B. bei der Borderlineerkrankung.
  • Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) – ist ein Therapieverfahren das vom US-amerikanischen Psychologen James P. McCullough speziell zur Behandlung von Patienten mit chronischer Depression entwickelt wurde.
  • Schematherapie – wurde von Jeffrey E. Young entwickelt und erweitert die Methoden der kognitiven Therapie um Elemente psychodynamischer Konzepte und anderer bewährter psychologischer Theorien und Therapieverfahren.